Der Zukunftsplan für Museen: Digitale Wege, kulturelle Werte.
Museen im stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Die digitale Transformation eröffnet zwar enorme Chancen, stellt Museumsleitung und -vermittlung aber auch vor neue Herausforderungen. Insbesondere Museen mit mehreren Standorten müssen digitale Strategien entwickeln, die über einzelne Häuser hinausgehen und ein gemeinsames Kulturerlebnis schaffen.

Tobias Tschopp
Digital Consultant
Dieser Beitrag beleuchtet aktuelle Trends, typische Herausforderungen und praktikable Lösungen für Museen im digitalen Zeitalter – mit Fokus auf den kulturellen Auftrag der Museen. Dabei stütze ich mich auf die Studie "Die Digitalisierung in den Schweizer Kulturbetrieben: Status Quo und Aussichten" sowie den grossen Erfahrungsschatz zahlreicher umgesetzter Projekte im Kulturbereich.
Aktuelle Trends: Digitale Transformation im Kulturbereich
Die Digitalisierung führt zu einem Paradigmenwechsel im Kulturbereich. Zahlreiche Trends prägen derzeit die Museumswelt:
- Informationsüberfluss statt Knappheit: Kulturgüter und Informationen sind online im Überfluss verfügbar, was die traditionelle Logik der Verknappung ablöst. Besucher können heute vor einem Museumsbesuch bereits umfangreiche Inhalte abrufen.
- Dematerialisierung und Individualisierung: Kulturelle Angebote werden zunehmend orts- und zeitunabhängig konsumiert. Digitale Inhalte (virtuelle Ausstellungen, Online-Sammlungen) ermöglichen personalisierte Kulturerlebnisse nach individuellen Vorlieben.
- Globalisierung des Publikums: Ein weltweites Publikum kann online erreicht werden – Museen sind nicht mehr auf lokale Besucher beschränkt.
- Neue digitale Ausdrucksformen: Technologie erweitert die künstlerischen Möglichkeiten. Virtuelle Realität, interaktive Installationen und Multimedia-Formate bereichern traditionelle Ausstellungskonzepte. Gleichzeitig demokratisieren kostengünstige digitale Tools die Kreativität – mehr Menschen können selbst Inhalte erstellen und teilen.
- Hybride Erlebnisformate: Analoge und digitale Formate verschmelzen. Klassische Präsenzangebote (Führungen, Workshops vor Ort) werden mit digitalen Formaten verzahnt, was neuartige hybride Erlebnisse schafft.
Digitale Herausforderungen für Museen
Die digitale Transformation bringt auch Herausforderungen mit sich, die Museen strategisch angehen müssen:
- Fehlende Strategie und Ziele: Digitalisierung wird oft ohne klaren Kurs angegangen. Viele Häuser experimentieren mit digitalen Angeboten, es fehlt jedoch ein übergreifender Masterplan.
- Ressourcen und Kompetenzlücken: Digitalprojekte erfordern neue Kompetenzen und personelle wie finanzielle Ressourcen. Häufig werden digitale Aufgaben bestehenden Kommunikationsteams "aufgebürdet", statt eigenes Fachpersonal aufzubauen.
- Organisatorischer Wandel: Die Einführung digitaler Angebote bedingt oft Veränderungen in Arbeitsabläufen und Kultur. Change Management wird zur Daueraufgabe. Laut Studie sehen 75 % der Institutionen Digitalisierung als organisationsweite Aufgabe, dennoch fehlt es oft an interner Abstimmung.
- Integration über mehrere Standorte: Es besteht die Herausforderung, eine einheitliche digitale Infrastruktur und User Experience zu schaffen. Unterschiedliche Systeme zwischen Filialen erschweren die Umsetzung.
- Balance zwischen digital und physisch: Digitale Angebote sollen die Faszination des Originals unterstützen, nicht ersetzen. Museen müssen ihre physische Identität bewahren und das Digitale als ergänzendes Werkzeug nutzen.
Vorzeigeprojekt Zentrum Paul Klee
Das Zentrum Paul Klee hat die Chance der Digitalisierung erkannt und strategisch ein digitales Ökosystem aufgebaut. Von Informationen für den Besuch, kauf der Tickets bis zu digitalen Museums-Guides: Die digitale End-to-End-Begleitung der Besucher:innen ist heute Realität.
Lösungsansätze: Strategien und Best Practices für den digitalen Wandel
- Entwicklung einer Digitalstrategie: Eine umfassende Strategie sollte konkrete Ziele definieren (z. B. Steigerung der Besucherzahlen, digitale Bildung) und messbare Kennzahlen festlegen. Um die Strategie zu erarbeiten, nutzen wir die im NETNODE-Beratungsmodell definierte NAVIGATE Phase. Darin erstellen wir zusammen ein ganzheitliches Strategiepapier, das eine klare Vision für Ihr digitales Ökosystem formuliert. Es enthält priorisierte Handlungsfelder, konkrete Massnahmen und einen realistischen Umsetzungsplan – abgestimmt auf Ihre übergeordneten Geschäftsziele und kulturellen Werte.
- Personelle und finanzielle Ressourcen sichern: Wo möglich sollten Museen neue Stellen für digitale Projekte schaffen oder bestehendes Personal weiterqualifizieren.
- Digitale Infrastruktur und Angebote ausbauen: Museen sollten in nutzerfreundliche digitale Plattformen investieren. Wir empfehlen, die Idee von einem digitalen Ökosystem zu verfolgen.
- Interaktives Besuchererlebnis: Museen setzen Social Media, virtuelle Führungen und Live-Streams ein, um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben. Vor Ort bereichern Apps und Audioguides das Erlebnis. Auch KI hält Einzug – etwa zur Katalogisierung oder Personalisierung von Vermittlung. Beim Zentrum Paul Klee in Bern unterstützen Guides den Muesumsbesuch optimal. Die Inhalte werden aus dem digitalen Ökosystem zusammengezogen.
Kulturelle Identität bewahren: Technologie sollte im Einklang mit den Museumswerten eingesetzt werden. Ethik, kulturelle Teilhabe sowie digitale Kompetenzen sind Teil einer reflektierten Digitalstrategie.
Kulturelle Identität bewahren: Technologie sollte im Einklang mit den Museumswerten eingesetzt werden. Ein Strategiepapier hilft dabei, eine übergeordnete Vision für das digitale Ökosystem zu formulieren – inklusive ethischer Grundsätze, kultureller Teilhabe und der Förderung digitaler Kompetenzen. So wird sichergestellt, dass digitale Massnahmen nicht nur funktional, sondern auch wertebasiert und nachhaltig sind.
Fazit
Die Zukunft der Museumsführung im digitalen Zeitalter ist anspruchsvoll, aber vielversprechend. Museen mit mehreren Standorten haben die Chance, durch digitale Innovationen neue Publikumsgruppen zu erreichen, ihre Sammlungsschätze zugänglich zu machen und das Besuchserlebnis zu erweitern. Entscheidend ist ein bewusster, kulturorientierter Umgang mit digitalen Tools. Mit klarer Strategie, ausreichend Ressourcen und Offenheit für Wandel bleiben Museen auch in Zukunft lebendige Orte des kulturellen Austauschs – analog und digital.
Gerne unterstützen wir Museen in dieser herausfordernden Phase mit unserer digitalen Kompetenz und unserem tiefen kulturellen Verständnis. Gemeinsam entwickeln wir Lösungen, die technologisch tragfähig und kulturell stimmig sind.